Halitosis durch Magen 

Mundgeruch: Ursache im Magen

Mundgeruch kann im Magen ausgelöst werden. Nur bei maximal 1% der Halitosis Patienten wird Mundgeruch im Gastrointestinaltrakt verursacht.

Mundgeruch kommt meist nicht aus dem Magen

In der Bevölkerung ist die Meinung, dass Mundgeruch vor allem in Zusammenhang mit dem Magen steht, weit verbreitet. Die Realität sieht jedoch anders aus. 0,1 % [1] bis maximal 1 % aller Ursachen für Mundgeruch sind im Gastrointesintaltrakt zu finden [2]. In 9 von 10 Fällen liegt die Ursache für Halitosis in der Mundhöhle und der Zahnarzt kann weiterhelfen [1].

Gastritis und Mundgeruch

Bei einer Magenschleimhauterkrankung (Gastritis) berichten die Patienten von einem „sauren Aufstoßen“. Dieses Aufstoßen wird oft als Mundgeruch wahrgenommen und als sehr unangenehm beschrieben. Allerdings ist der Magen so gut von der Speiseröhre und der Mundhöhle isoliert, dass eine Gastritis in der Regel nur bei gleichzeitig bestehender Kardiainsuffizienz oder bei Refluxerkrankungen zu Mundgeruch führen kann. Häufig gehen diese Erkrankungen mit starken Bauchschmerzen, Völlegefühl, Sodbrennen und eventuell Blut im Stuhl einher. Der Mundgeruch ist eine weitere Begleiterscheinung. Mit Hilfe einer Magenspiegelung (Gastroskopie) kann die Magenschleimhaut untersucht werden. Die weitere Behandlung wird von einem Gastroenterologen angeordnet und durchgeführt.

Helicobacter pylori und Mundgeruch

Das Bakterium Helicobacter pylori ist eng mit einer Gastritis assoziiert. Bei 75% der Magengeschwüre wird Helicobacter pylori für die Erkrankung verantwortlich gemacht. Des Weiteren gilt Helicobacter pylori als Risikofaktor für Magenkrebs. In einigen Forschungsarbeiten wurde die Wechselwirkung zwischen Helicobacter pylori und Mundgeruch untersucht. Die Meinungen inwiefern die Therapie von Helicobacter pylori eine langfristige positive Wirkung auf Halitosis haben sind unterschiedlich. In einer Forschungsarbeit konnte festgestellt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen Reizmagen und Mundgeruch gibt. Nach der erfolgreichen Behandlung von Helcobacter pylori, konnte auch eine Verbesserung des Atems festgestellt werden [3]. Professor Filippi wiederum sieht die Besserung des Mundgeruchs nach erfolgreicher Therapie von H. plyori mit Antibiotika vor allem in der gleichzeitigen antibiotischen Reduktion der Bakterien in der Mundhöhle. Langfristig, so Filippi, kann bei Patienten, die wegen H. pylori behandelt wurden, keine Verbesserung des Mundgeruchs beobachtet werden [2]. Eine andere Forschergruppe stellte die Vermutung auf, dass Mundspüllösungen gegen Halitosis nur wirken, wenn zuvor Helicobacter pylori erfolgreich behandelt wurde [4]. Des Weiteren beschreibt eine Studie, dass Helicobacter pylori vor allem in der Mundhöhle von Patienten mit Parodontitis vorkommt. Der Mundgeruch, so die Forschungsarbeit, würde aber nicht von Helicobacter pylori, sondern von Keimen, die auch eine Parodontose (Parodontitis/Entzündung des Zahnhalteaparates) auslösen, verursacht [5]. Bei der genauen Wechselwirkung zwischen H. pylori und Mundgeruch scheint es noch Forschungsbedarf zu geben. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass H. pylori nur in sehr seltenen Fällen für Halitosis ursächlich ist.

Bei Mundgeruch erst zum Zahnarzt

Patienten, die an Mundgeruch leiden, sollten den Zahnarzt als erste Anlaufstelle sehen und nicht den Gastroenterologen oder Allgemeinarzt. In nur maximal 1% aller Fälle von Halitosis ist die Ursache im Magen-Darm-Trakt zu sehen. In 85-90% der Fälle sind in der Mundhöhle sitzende anaerobe Bakterien am Mundgeruch schuld. Die so übel riechenden flüchtigen Schwefelverbindungen werden von den Bakterien metabolisiert. Ort des Geschehens ist die Mundhöhle. In der Bevölkerung und auch unter Medizinern herrscht oft noch der Irrglaube Mundgeruch komme aus dem Magen. Bevor jedoch unangenehme Untersuchungen wie eine Magenspiegelung angeordnet werden, sollte der Zahnarzt die Mundhöhle gründlich untersuchen und nach möglichen Ursachen forschen. Mögliche Kofaktoren [2], die bei der Entstehung von Mundgeruch wichtig sind, müssen zusätzlich abgeklärt werden. Hierzu zählen:

  • Speichelfließrate (ist genügend Speichel vorhanden)
  • Stress
  • Rauchen
  • überdurchschnittlicher Kaffeekonsum
  • Mundatmung
  • Einseitige Diäten (stark eiweißreich)
  • Zungenpiercing
  • Gestaltung der Zahnzwischenräume (lassen sich diese reinigen oder sind sie zu eng bzw. zu lose und Nahrung bleibt zwischen den Zähnen hängen)
  • Alkoholkonsum
  • Fleischkonsum
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Body Mass Index (Gewicht)

Im Anschluss kann ein Therapiekonzept mit Kariessanierung, Parodontitistherapie, Mundhygieneunterweisung und professioneller Zahnreinigung aufgestellt werden. Besonders das tägliche fachgerechte Reinigen der Zunge ist von großer Bedeutung im Kampf gegen den schlechten Atem. Erst wenn diese Therapiemaßnahmen keinen Erfolg haben, sollte der Gastroenterologe aufgesucht werden.

Mandeln und Nasennebenhöhlen lösen Mundgeruch sogar eher aus als der Magen

Sollte die Ursache für Halitosis tatsächlich nicht in der Mundhöhle liegen, spielt der Bereich HNO eine wichtigere Rolle als der Magen. Bei zwischen 5 und 8% der Fälle von Mundgeruch liegt die Ursache im Hals- oder Nasenbereich. Besonderer Augenmerk sollte den Mandeln und den Nasennebenhöhlen gelten. Beschränkt man sich auf den Bereich der HNO sind zu zwei Drittel Mandelentzündungen (Tonsillitis) für Halitosis verantwortlich und zu einem Fünftel Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis). Zahnärzte können an der Rachenhinterwand oft einen Sekretabfluss sehen. Die Weiterbehandlung erfolgt in der Regel bei einem Hals-Nasen-Ohrenarzt.

 Quellen:

  • Filippi A, Halitosis – Aktueller Stand und Perspektiven, Zahnmedizin up2date4, 2008, 351-366,DOI 10.1055, s-2008-1038357
  • Filippi A, Halitosis, Professionelle Behandlung von Mundgeruch in der zahnärztlichen Praxis, 2. Vollständig und überarbeitete und erweiterte Auflage, 2011 3sQuintessenz Verlag
  • Katsinelos P, Tziomalos K, Chatzimavroudis G, Vasiliadis T, Katsinelos T, Pilpilidis I, Triantafillidis I, Paroutoglou G, Papaziogas B, Eradication therapy in Helicobacter pylori-positive patients with halitosis: long-term outcome, Med Princ Pract. 2007; 16(2):119-23
  • Ieradi E, Amorouso A, La Notte T, Francavilla R, Castellaneta S, Marrazza E, Monno RA, Francaville A, Halitosis and Helicobacter pylori: a possible relationship, Dig Dis Sci. 1998 Dec;43(12):2733-7
  • Nao S et al, Detection of Helicobacter pylori DNA in the saliva o f patients complaining of halitosis, Journal of Medical Microbiology, Vol. 57, 1553, 2008